Von Gastautorin Saskia Zeller
Das Ohr ist eines der wichtigsten Sinnesorgane des Menschen. Eine Hörbehinderung – von schwerhörig bis taub – kann zu Desorientierung und Kommunikationsstörungen bis hin zu sozialer Ausgrenzung führen. Ist es alltäglich, bei Sehschwäche einen Optiker aufzusuchen, ist bei der Einschränkung des Hörvermögens der Gang zum Hörgeräteakustiker nach wie vor noch schambesetzt.
Hörgeräte nicht größer als Kaffeebohne
Dabei bieten viele Hörakustiker kostenlose und unverbindliche Hörtests an, ermitteln mit modernsten technischen Messverfahren die Hörbedarfe der Kunden und beraten zu der mittlerweile riesigen Auswahl an Hörsystemen, Hörgeräten und Gehörschutz.
Mittlerweile gibt es Hörgeräte, die nicht größer sind als eine Kaffeebohne und jede Menge Features aufweisen wie intelligente Mikrochips, Bluetooth-Funktechnologie und aufladbare Batterien. Denn die Hörgeräteindustrie bringt immer neue, noch kleinere und noch effektivere Geräte auf den Markt. Ziel ist es, die akustischen Signale weiter zu verbessern und dem Kunden dabei Diskretion zu bieten.
Wer über einen längeren Zeitraum nicht gut hört, gewöhnt sich daran, nicht alles zu hören. Immer wieder empfinden Menschen, die gerade zum ersten Mal von einem Hörakustiker mit einem Hörsystem versorgt worden sind, Alltagsgeräusche anfänglich als zu laut. Hörakustiker raten daher zu Geduld und geben hilfreiche Tipps im Umgang mit den kleinen Mini-Computern, denn der Mensch muss sich erst daran gewöhnen, was die Technik alles ermöglicht.
Wahrnehmung von Geräuschen ändert sich mit Hörgerät
Mit dem ersten Hörsystem ändert sich die Wahrnehmung von Geräuschen und Stimmen. Was vorher entweder gar nicht oder nur gedämpft wahrgenommen wurde, ist plötzlich wieder zu hören – und das um ein Vielfaches lauter als vorher. Das Gehör und das Gehirn brauchen eine Eingewöhnungszeit. Das Gehirn muss plötzlich wieder sehr viele Reize wahrnehmen und das ganze Spektrum an Klängen verarbeiten.
Es muss wieder lernen, Hintergrundgeräusche auszublenden und die wichtigen Töne einzuordnen und ihren Ursprung zu lokalisieren. Das Einordnen braucht ein bisschen Geduld und Ausdauer. Besteht die Hörminderung schon über einen längeren Zeitraum, ist eine Hörentwöhnung keine Seltenheit und es fällt zunehmend schwerer, Worte und Zahlen, die nicht verstanden wurden, zu kompensieren. Auch mit zunehmendem Alter kann es mitunter anstrengend sein, sich über längere Zeit auf das Hören zu konzentrieren.
Akustische Signale mit Mini-Computer
Die Herausforderung ist, mit dem Mini-Computer im Ohr ein gutes Sprachverstehen zu ermöglichen und parallel die akustischen Signale aus der Umgebung möglichst wirklichkeitsgetreu einfließen zu lassen. Daneben sollten Hörgeräte an einer angenehmen Stelle am Ohr sitzen und auf drahtloses Zubehör zugreifen können.
Hörgeräteakustik: Ausbildungsberuf im Handwerk
Hörgeräteakustik ist ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf und bringt Handwerker hervor, die Hörgeräte und Gehörschutze individuell anpassen und warten. Lerninhalte sind neben der Akustik und Elektronik auch Psychologie sowie die Anatomie des Menschen und spezielle Messverfahren im Rahmen der Audiometrie.
Tipps zum Umgang mit dem Hörgerät
- Hörsysteme regelmäßig tragen
Wichtig ist, das Hörsystem regelmäßig zu tragen. Fällt das schwer, weil die Höreindrücke zu intensiv werden, beginnt man am besten mit einer Tragedauer von einigen Stunden und erhöht diese von Tag zu Tag.Zu Beginn ist es ratsam, Pausen zu machen und laute Umgebungen – wie Konzert oder Restaurant – zu vermeiden. Stattdessen lieber bei einem Spaziergang in ruhiger Umgebung auf die leisen Geräusche der Natur konzentrieren.
Es kann helfen, Erfahrungen sowie positive und negative Situationen aufzuschreiben und diese später mit dem Hörakustiker gemeinsam zu besprechen. Die Notizen können den Experten dabei unterstützen, das System auf die individuellen Hörbedürfnisse einzustellen.
- Die Handhabung üben
Nicht nur das Tragegefühl des Hörsystems ist ungewohnt, auch die Handhabung bedarf ein wenig Übung – wird aber schnell selbstverständlich. Beim Einsetzen des Hörsystems ist Sorgfalt gefragt. Erst dann können die Hörhilfen ihre Leistung voll ausschöpfen und mögliche Störgeräusche vermieden werden.Störgeräusche können zum Beispiel durch unvollständiges Einsetzen der Maßohrstücke oder durch das Vertauschen des linken, beziehungsweise rechten Gerätes entstehen. Hörakustiker helfen hier gern und erklären das richtige Einsetzen und Herausnehmen. Auf richtig-gut-hoeren.de gibt es Tipps und verständliche Illustrationen, wie Hörsysteme richtig eingesetzt, herausgenommen und geschützt werden.
- Mit der Technik vertraut machen
Moderne Hörsysteme sind weit mehr als Hilfsmittel, die eine Hörminderung ausgleichen. Die Mini-Computer senden auf mindestens vier Kanälen, haben drei oder mehr Hörprogramme und lassen sich auf Wunsch über das Smartphone steuern. Sie verbinden sich bequem per Bluetooth mit dem Telefon, Fernseher oder Multimedia-Anlagen.Das macht das Hören im Alltag entspannter und steigert die Lebensqualität. Wer sich mit der Technik auseinandersetzt und vertraut macht, der wird schnell in der Lage sein, die Leistung im vollen Umfang abrufen zu können.
Foto: pixabay
Comments are closed here.