
Baugeschichte des Stiftskirchenturms
Die breite barocke Turmkuppel der Herrenberger Stiftskirche ruht auf einem mächtigen gotischen Westwerk. Das Glockenmuseum Stiftskirche ist auf drei Etagen im oberen Teil des Turmes untergebracht.
Wer heute die 146 Stufen zum Turm der Herrenberger Stiftskirche hinaufsteigt, genießt von oben nicht nur einen weiten Blick über Herrenberg und das Gäu, sondern bekommt auch ein Glockenmuseum zu sehen, das in seiner Art in Europa einmalig ist. Die Besucherinnen und Besucher können auch beobachten, wie die Glocken dem Uhrenschlag dienen und wie sie zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten nach einer festgelegten Läuteordnung schwingend geläutet werden.
Wir begrüßen Sie im Glockenmuseum Stiftskirche Herrenberg!
Sie finden in der Glockenstube über 30 läutbare Bronzeglocken. Damit begegnen Sie dem umfangreichsten Kirchengeläute Deutschlands. Glocken aus zwölf Jahrhunderten und aus vielen Teilen des deutschsprachigen Raums, Glocken, die eine abgestimmte Tonleiter über fast drei Oktaven bilden, wurden in den vergangenen Jahren im Turm der Stiftskirche Herrenberg aufgehängt. Es sind keine Museumsstücke, die außer Gebrauch gekommen sind, sondern Glocken, die ihren althergebrachten Dienst tun.
Die Glocken werden nach einer festgelegten Läuteordnung in wechselnder Zusammenstellung geläutet, und die Besucherinnen und Besucher können zu bestimmten Zeiten das Läuten einzelner oder auch mehrerer Glocken beobachten. Jede Viertelstunde ist außerdem der ausführliche Herrenberger Uhrenschlag zu sehen und zu hören.
Wir wünschen Ihnen einen informativen Aufenthalt im Glockenmuseum Stiftskirche Herrenberg!
Ihr Verein zur Erhaltung der Stiftskirche Herrenberg e.V.
Ein Glockenmuseum mit besonderem Profil
Das mächtige gotische Westwerk der evangelischen Stiftskirche Herrenberg wird von einer barocken Haube mit Zwiebel gekrönt. Sie ersetzte 1749 die beiden baufällig gewordenen Fachwerktürme der mittelalterlichen Kirche. Unter dem breiten Turmdach öffnet sich seitdem ein weiter, zweistöckiger Raum. Er bietet Platz für eine Glockenstube, wie sie in dieser Größe selten zu finden ist. Die Sanierung der Herrenberger Stiftskirche in den Jahren 1972 bis 1982 brachte überdies die nachhaltige Festigung der Statik des Westwerks, auf dem diese Glockenstube gegründet ist, zustande.
1986 kam Dieter Eisenhart als Dekan nach Herrenberg. Ihn faszinierte der große Glockenstubenraum, und so hatte er die Idee, in die riesige Glockenstube neben den fünf bisherigen Herrenberger Glocken weitere Glocken aufzunehmen und den Stiftskirchenturm zu einem Sammelpunkt für historische und moderne Glocken aus möglichst vielen Teilen des deutschsprachigen Raums zu machen. Er trug den Gedanken, ein funktionales Glockenmuseum zu errichten und jahrhundertealte Glockenbotschaften wieder zu beleben, anderen glockensachverständigen Leuten der Evangelischen Landeskirche in Württemberg vor und fand lebhafte Unterstützung.
Die besondere Museumskonzeption besteht darin, dass der Besucher die Glocken nicht nur anschauen, sondern sie auch in Aktion sehen kann, dass er die Glocken nicht nur angeschlagen hört, sondern sie in voller Klangentfaltung wahr nimmt und dass er diese großen Instrumente nicht nur anfassen kann, sondern ihre Klangwellen im Körper selbst spürt. Dieses ganzheitliche Erlebnis, verbunden mit einer Glockentradition, die die Menschen des christlichen Abendlandes seit weit über 1000 Jahren begleitet, ist sonst in keinem Glockenmuseum möglich.
1990 wurde das Museum mit zunächst elf Glocken eröffnet. Zwei Jahre später kam es zur Gründung der Herrenberger Bauhütte unter Leitung von Fritz Hanßmann. Diese besteht aus ehrenamtlichen Mitarbeitern und betreibt wesentlich den Auf- und Ausbau des Museums. 1994 übergab die Evangelische Kirchengemeinde Herrenberg die Museumsverantwortung dem Verein zur Erhaltung der Stiftskirche, der seitdem das Museum finanziell, ideell und personell trägt.
Urheber und Bildrechte: Glockenmuseum Stiftskirche Herrenberg