‘Ne reine Katastrophe: Katastrophenfilm im Mittelpunkt von Ausstellung

‘Ne reine Katastrophe: Katastrophenfilm im Mittelpunkt von Ausstellung

Riesige Kometen, deren Aufschlag auf der Erde gigantische Tsunamis auslöst, globale Verwüstungen durch Überschwemmungen, Feuersbrünste, vergiftete Luft oder Atomkatastrophen.  

Der Katastrophenfilm und seine anhaltende Anziehungskraft stehen im Mittelpunkt der derzeitigen Ausstellung Katastrophe. Was kommt nach dem Ende? im DFF (Deutsches Filminstitut & Filmmuseum).  

Die von langer Hand geplante Ausstellung sollte ursprünglich im November 2020 eröffnen. Aufgrund der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen ist sie nun seit einigen Wochen für das Publikum zu sehen. Interessenten haben die Möglichkeit, die Ausstellung bis zum 9. Januar 2022 zu sehen.

Beziehung zwischen filmischen und realen Katastrophen

Die Ausstellung widmet sich der Beziehung zwischen filmischen und realen Katastrophen. Im Mittelpunkt stehen verschiedene Fragen. Wie stellen und stellten sich Filmschaffende einerseits und Wissenschaftler andererseits in unterschiedlichen Zeiten die ultimative Vernichtung vor?

Welche Rettungsmöglichkeiten sehen sie? Darüber hinaus geht es um die Fragen, wie wahrscheinlich einzelne Filmhandlungen sind und wie die filmischen Inszenierungen unseren Vorstellungen von einer Katastrophe prägen.

Eindrücke der Ausstellung mit Lernprozessen verbinden

Untersucht werden diese Fragen mit Hilfe einzelner Objekte in der Ausstellung sowie der wissenschaftlichen Expertise, die das Senckenberg Naturmuseum als Partner des DFF direkt in der Ausstellung beisteuert. Im Senckenberg Naturmuseum selbst gibt es zudem ein Begleitprogramm zur Sonderausstellung im DFF.

“Die Idee ist neu und originell”, sagt Dr. Thomas Pyhel, Leiter des Referats Umweltbildung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die das ausstellungsbegleitende Informations- und Bildungsprogramm insbesondere für Jugendliche und junge Erwachsene fachlich und finanziell fördert.

Durch die Einbindung renommierter Wissenschaftler des Senckenberg Naturmuseums könnten so die durch die Ausstellung und die Filme ausgelösten Eindrücke und Erlebnisse mit Lernprozessen verbunden werden, so Pyhel.

“Positiv zu bewerten ist dabei auch das Ziel, die Teilnehmer der Bildungsangebote aus der reinen Zuschauer-Rolle herauszulösen und sie aktiv in Kreativ- und Gestaltungsprozesse einzubinden”, sagt der DBU-Referatsleiter.

Die Katastrophe im Spielfilm basiert einerseits auf der Logik des Blockbusters, andererseits machen gerade die neueren Filmproduktionen durch wissenschaftliche Grundlagen auf sich aufmerksam.

Die neue Sonderausstellung im DFF zeigt dies anhand von Filmen, Interviews und aussagestarken Objekten, und fragt nach dem Verständnis, das sich die Menschen im Laufe der Geschichte von Katastrophen machten.

Unterhaltung und gleichzeitig reale Bedrohungen erkunden

“Bilder von Katastrophen machen sich die Menschen seit Jahrtausenden – und erst recht mit der Erfindung des bildgewaltigen und überwältigenden Mediums Film” sagt Kuratorin Stefanie Plappert.

Die Ausstellung bietet Besuchern die Möglichkeit, sich von dem populären Genre unterhalten zu lassen und gleichzeitig reale Bedrohungen zu erkunden.

Katastrophenfilmen liegt häufig eine Struktur zugrunde, die sich in vielen Werken des Genres wiederfindet, von den ersten Anzeichen über die heraufziehende Katastrophe selbst mit darauffolgenden verzweifelten Rettungsbemühungen, in deren Anschluss die Überlebenden auf einen Neuanfang hoffen dürfen.

Vier Hauptthemen in Sonderausstellung

Die Sonderausstellung ist in vier Hauptthemen aufgeteilt:

  • Warnsignale
  • Katastrophe
  • Rettungsbemühungen
  • Neuanfang

Filmkompilationen, Interviews, filmbezogene sowie naturwissenschaftliche Objekte und Spuren der medialen Begleitung des jeweiligen Themas widmen sich im dritten Obergeschoss des DFF diesen Unterthemen der Ausstellung. Besucher durchlaufen dabei die verschiedenen Stadien des Katastrophenfilms.

Kulturgeschichte der Katastrophe

In einem “Prolog” genannten Raum tauchen die Besucher ein in eine Kulturgeschichte der Katastrophe. Hier erfahren sie, was sich die Menschen über die Jahrhunderte unter einer Katastrophe vorgestellt haben und wie sie das Ereignis zu fassen und verarbeitet versucht haben.

Die Imaginierung des Entsetzlichen, Unvorstellbaren, Unaussprechlichen übt ganz offensichtlich einen ewigen und ambivalenten Reiz auf die Menschen aus. Seit es Menschen gibt, gibt es auch Abbildungen von Katastrophen, von Höhlenmalerei über Flugblätter, Zeitungen und Fotografien, bis zu Filmen:

Faszination und Schrecken liegen nah beieinander, und seit Anfang des 20. Jahrhunderts lassen sich Kinobesucher bereitwillig dazu verführen, in schlimmstmögliche Szenarien einzutauchen.

Die Ausstellung verschränkt zudem Beispiele aus Film- und Weltgeschichte, stellt Entwicklungslinien des Katastrophenfilms dar und untersucht narrative wie technische Mittel.

Zum Ende der Ausstellung stehen die Besucher an einer Weggabelung, an der sie sich zwischen zwei Ausstellungsteilen entscheiden müssen: Rettung der Welt? oder komplette Zerstörung der Erde? (Sie können sich natürlich auch nacheinander beide Ausstellungsbereiche ansehen.)

Apokalypse als Sonderposition

Eine Sonderposition nimmt die “Apokalypse” ein. In der Logik des klassischen Katastrophenfilms darf die Welt nicht untergehen und muss durch einen einzelnen Helden oder eine Gruppe mutiger Menschen gerettet werden.

In den apokalyptischen Dystopien dagegen, von postatomaren Katastrophenszenarien, wie beispielsweise in “Briefe eines Toten”, UdSSR 1986 oder “The Road”, US 2009, ist der Ausgangspunkt die bereits geschehene Katastrophe.

In deren Angesicht erkennt der Mensch, was vorher war. Die bedrohte oder schon verlorene Welt wird zwangsläufig zum preisgegebenen Paradies, das man besser schützen und bewahren würde. Auf diese “Idylle” – zu Beginn vorhanden, nach der Katastrophe verloren – verweist zum Auftakt und Abschluss des Rundgangs ein eigener Ausstellungsteil.

Reale Hintergründe werden thematisiert

Die Ausstellung thematisiert auch die realen Hintergründe vieler Katastrophen, bietet in Zusammenarbeit mit dem Senckenberg-Museum wissenschaftlich begleitete Filmvorführungen, Vorträge und Führungen zum Realismus vieler Werke an und beleuchtet kulturgeschichtliche Fragen.

“Viele dieser Fragen haben wir uns alle in der Pandemie gerade selbst gestellt. Es ist purer Zufall, dass unsere seit Jahren geplante Ausstellung mitten ins zweite Pandemie-Jahr fällt”, so DFF-Direktorin Ellen Harrington. Man sei sicher, dass die Besucher dank eines umfangreichen Programms Begleitprogramms sowohl im Kino als auch in der Ausstellung viel Freude haben werden.

Alle weiteren Informationen bietet das Deutsche Filminstitut & Filmmuseum auf seiner Webseite.

August 3, 2021No commentsAusstellung DFF | Deutsches Filminstitut und Filmmuseum | DFF | Freiheitsstatue Katastrophenfilm | Katastrophe | Katastrophenfilm | New York | Sonderausstellung DFF

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