Laute Motoren, dicke Rauchwolken, nach Öl und Feuer riechende Luft. Kürzlich veranstaltete das AUTO & TRAKTOR MUSEUM am Bodensee das Patina-Treffen. Und dort wurde gebrummt, gepfiffen, getutet, geraucht und gequalmt.
Mehr als 260 Aussteller pro Tag aus den Niederlanden, der Schweiz, Österreich und ganz Deutschland zeigten ihre Raritäten. Es wurde ein buntes Potpourri von Fahrzeugen der alten
Sorte, sprich alle mit Verbrenner-Motor präsentiert. Fahrräder, Motorräder, Automobile, Traktoren, Lastwagen und Dampfmaschinen.
Opel Olympia Caravan 44 Jahre nicht gewaschen
Es war ein einzigartiges Treffen. Die Idee von Museumsleiter Gerhard Schumacher war, ein Treffen zu veranstalten, bei dem es nicht um hochpolierten Lack und Chrom geht. Alle Fahrzeuge zeigten verschiedene Gebrauchs- und Lebensspuren auf. Auch skurrile sowie exotische Fahrzeuge waren vor Ort. So sorgte bei den Besuchern ein Opel Olympia Caravan, Baujahr 1956, für Begeisterung. Dieses Auto wurde von seinem Besitzer Hanns-Lüdecke Rodewald aus Berlin seit 44 Jahren nicht gewaschen und hat bereits an der Windschutzscheibe und an der Stoßstange Moos angesetzt. Trotz vieler Auseinandersetzungen mit Behörden und TÜV ist das Fahrzeug zugelassen und in Berlin im Einsatz.
Der Buick aus dem Schwarzwald
Aus dem Schwarzwald angereist ist der Buick Roadmaster. Dieses Fahrzeug kam 1950 als 4-türige Limousine mit Reihen-8-Zylinder Motor auf die Straße und wurde 1953 vom Buick-Händler Burr in Susanneville, Kalifornien, zum Abschleppwagen umgebaut. Dort hat er über viele Jahre seinen Dienst als Pannenfahrzeug versehen. Das Fahrzeug ist sogar mit Kompressor zum Auffüllen von Reifen versehen. Der Buick Roadmaster befindet im Originalzustand und ist seit 2018 in Deutschland. Er stammt aus der Autosammlung Steim in Schramberg.
Burrell mit Steinkohle betrieben
Für Aufsehen sorgte unter anderem die Einfahrt von gleich sieben “American la France”. Die LaFrance Manufacturing Company wurde im Jahr 1873 gegründet und stellte Handpumpen sowie Dampfmaschinen und später Feuerwehrfahrzeuge, her. Weitere gigantische Oldtimer, im Originalzustand als Feuerwehr, waren im Innenhof vom Museum zu bestaunen. Sam van Osch vom Het-Van-Osch-Museum aus den Niederlanden hatte die längste Anreise und war während dem Event nicht zu überhören.
Bei den Schau-Fahrten produzierte sein mit Steinkohle betriebener Burrell sicherlich am meisten Qualm. Sam van Osch seine Verbunddampf-Straßenlokomotive mit doppelwirkendem Zylinder im Maßstab 1:2 wurde von drei Personen innerhalb von 2 ½ Jahren selbst gebaut. Das Vorbild für dieses Modell wurde vom englischen Hersteller Charles Burrell Anfang 20. Jahrhundert hergestellt. Mit viel Liebe zum Detail eingerichtet wurde ein VW T2 a Deluxe aus dem Jahr 1970. Mit der Teilnahme am PATINA-TREFFEN wurde der Aussteller von seiner Partnerin überrascht, die ihn zum Treffen schon vor 1,5 Jahren heimlich angemeldet hatte. Dieser VW wurde von den Besuchern als interessantestes Fahrzeug gewertet und erhielt deshalb als Preis ein patiniertes Quickly überreicht.
Lacorni-Pick-up aus Frankreich
Ein absoluter Hingucker war sicherlich auch der Lacorni, ein historischer Pick-up aus Frankreich. Ebenfalls eine Besonderheit waren gleich drei Kettenkräder. Ein Halbkettenfahrzeug mit motorradähnlichem Vorderbau. Es wurde von NSU entwickelt und von 1940 bis 1945 für die Wehrmacht gebaut. Spaß hatte auch der Besitzer eines Kramer-Traktor aus dem Jahr 1941 aus Österreich, der auf seinem Fahrzeug, im heißen Wasser des Verdampfermotors, seine Weißwürste erhitzte und zum Essen anbot. Bei 11 PS wiegt das Gefährt mit seinem 1-Zylonder-Motor 1380 Kilogramm.
Neben den vierrädrigen Fahrzeugen wurden auch einige Motorräder und historische Fahrräder von den Besuchern bewundert. Teilweise mit Holzrahmen oder anderen skurrilen Ideen und faszinierenden Anbauten. Zum Beispiel ein D-Rad R9 im Originalzustand aus dem Jahr 1929 mit Dessauer-Seitenwagen.
Schau-Fahrten waren Highlight
Für leuchtende Augen bei Besuchern und Ausstellern sorgten die vielen Schau-Fahrten der verschiedenen Autos, Trucks, Traktoren, Lanz Bullogs, Motorräder und Fahrräder. Knapp 6.000 Besuchern aus Nah und Fern reisten an diesem Wochenende nach Uhldingen-Mühlhofen am Bodensee, um bei diesem besonderen Event mit dabei zu sein.
Das Team vom AUTO & TRAKTOR MUSEUM war mit der Veranstaltung sehr zufrieden. “Unser Konzept, ein etwas anderes Treffen zu machen, bei dem es nicht um Glitzerlack und Chrom geht, ist voll aufgegangen”, sagt der Museumschef. Ein weiteres PATINA-TREFFEN ist geplant, ein Datum steht aber noch nicht fest.
Besucher können sich auf der Webseite des AUTO & TRAKTOR MUSEUM über die aktuelle Ausstellung informieren.
Fotos: Reiner Jäckle / AUTO & TRAKTOR MUSEUM BODENSEE
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